Geschichte des Tages: Walter Zeis – Dreimal Liebe
16.09.2017
Dreimal Liebe
Ein Triptychon
Öffnung
Am Anfang deine Arme
Schranken,
deine Beine Bug
in der Woge meines Blickes.
Und dann: legst du
die Arme auf die Lehnen
des Sessels.
Mein Schaum fällt
wie Regen auf deine Hände,
den Hals, den Mund,
bildet Tropfen an Wimpern:
warme Tropfen,
Wiesentropfen.
Hingabe
Ein Baum
verzweig ich mich
in dir,
mein Licht, mein Regen.
Ich trage Blätter, Früchte.
Ernte sie!
Entblättern herbstlich
will ich mich
und ruhen still in dir,
bis neue Kraft
aus meinen Wurzeln
steigt
und deine Sonne
neue Knospen weckt
aus meinen Zweigen.
Endlich
Wir reden miteinander,
und die Sehnsucht,
deine Hände zu spüren,
glüht unter jedem Wort.
Ich stell mir vor, du gehst.
Ich frage mich, was geschähe,
wenn du bliebest.
Angst erfüllt mich,
dass nach dem Brennen
dieser Stunden
Dunkel ist und Kälte,
dass meine Worte träge tropfen,
dass unter ihnen
nichts mehr glüht
und alles nichtig ist.
Unsere Liebe hat den Rhythmus
eines Sonnenstrahlenbündels.
Durch das Brennglas
kurzer Stunden
glüht es sich
in seltene Tage.
Texte aus: Zeitwasserzeichen am Wegrand